- DOMINIK CASTILLO
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In den Social-Media aktiv zu sein, ist nicht zu unterschätzen – sowohl was ihre Wirkkraft als auch den Aufwand betrifft. Das weiß Steuerexperte und Taxfluencer Fabian Walter nur zu gut. Im #FEHLERausradieren-Interview erzählt er, wie er Content-Ideen findet, welche Learnings er aus seiner TikTok-Präsenz mitnimmt und wie auch B2B-Themen erfolgreich sind.
27. Oktober 2021
Lieber Fabian, Du betreibst den größten Social-Media-Kanal für deutsches Steuerrecht und bist ein echter TikTok-Star. War es schon immer Dein Traum, Influencer zu werden?
Mein Traum, im Sinne eines Lebenstraum, war es nicht, sondern viel mehr eine glückliche Fügung. Ein guter Freund schlug mir vor, ein paar kurze Videos über Steuerthemen aufzunehmen und bei TikTok zu posten. Denn das Videoportal sei jetzt und in Zukunft das Ding. Im April 2020 habe ich meinen TikTok-Kanal steuerfabi gestartet und meine Videos sind auf Anhieb gut angekommen. Schnell habe ich gemerkt, dass ich Social-Media und Lerninhalte zu meinem Hauptberuf machen möchte. Aus diesem Grund habe ich mich schließlich selbständig gemacht und kann meiner Berufung heute voll und ganz nachgehen. Mittlerweile folgen mir mehr als eine halbe Million Menschen auf TikTok.
Lief bei TikTok von Anfang an alles reibungslos oder musstest Du auch den einen oder anderen Stolperstein überwinden?
Natürlich muss man sich in eine neue Social-Media-Plattform erstmal reinfinden und schauen, wie sie funktioniert, was gut ankommt und so weiter. Und TikTok hat da schon ein paar Besonderheiten. Zuallererst ist TikTok eine reine Videoplattform. Als ich angefangen habe, durfte ein Videobeitrag maximal eine Minute lang sein, mittlerweile dürfen es bis zu drei Minuten sein. Auch der TikTok-Algorithmus hat so seine Tücken. Er funktioniert wenig themenbezogen und pickt gerne einzelne Videos heraus. Wenn man so möchte, zielt der TikTok-Algorithmus ausschließlich auf Knaller-Videos ab. Daher kann es schon mal vorkommen, dass ein Video – trotz vieler Follower – auf TikTok floppt. Da ist der Instagram-Algorithmus wesentlich gnädiger. Um eine größere Reichweite zu erzielen, reposte ich beispielsweise meine TikTok-Videos als Instagram-Reels.
TikTok & Co. haben alle ihre Besonderheiten. Welche Social-Media-Kanäle funktionieren Deiner Meinung nach im B2B am besten?
20 Prozent meiner TikTok-Follower sind 35 Jahre alt oder älter. Darunter befinden sich auch einige Unternehmer. Also, die jüngere B2B-Zielgruppe ist auf jeden Fall auf TikTok vertreten. Ähnlich sieht es bei Instagram aus. Auch LinkedIn, YouTube und Discord sind meiner Meinung nach Social-Media-Kanäle, die sich hervorragend für den B2B-Bereich eignen – wenn man eben die jeweiligen Besonderheiten beachtet und die Inhalte entsprechend aufbereitet. Möchten B2B-Unternehmen Kooperationen mit Influencern eingehen und vice versa, gestaltet sich das aktuell auf TikTok noch etwas schwierig. Denn bei TikTok gibt es nicht die Möglichkeit, im Video Links zu setzen. Diese lassen sich lediglich über einen Linktree, also eine Art separate Landingpage, im TikTok-Profil integrieren. Werden sie geklickt, erscheint außerdem eine Warnmeldung, dass man die Plattform jetzt verlässt. Hier ist beispielsweise Instagram in Sachen Werbegeschäft erprobter und bietet zahlreiche Möglichkeiten.
Und wie transportiert man B2B-Themen erfolgreich?
Viele meiner Videos haben B2B-Charakter, da ich nicht nur Privatpersonen mit Steuertipps versorge, sondern auch Unternehmen. Wichtig ist, das Komplexe herunterzubrechen und seine Zuschauer nicht zu überfordern. Mein Leitfaden ist, dass ich ein komplexes Thema einem sechsjährigen Kind erklären können muss. Ansonsten habe ich es selbst nicht verstanden. Entscheidend ist auch, sich etwa bei einem einminütigen Video einen Rahmen abzustecken, wo man thematisch anfängt und aufhört. Ich selbst verfasse für jedes meiner Videos ein Script, in dem ich all dies festhalte und das mich durch die Aufnahme leitet.
Wie schaffst Du es, immer wieder neue Content-Ideen zu finden und das Interesse der Nutzer zu wecken?
Es mag paradox klingen: Aber das deutsche Steuerrecht ist ein dankbares Thema, wenn es darum geht, neue Contents ausfindig zu machen. Schon allein deshalb, weil es so umfangreich und komplex ist. Ansonsten lautet mein Tipp, aufmerksam durch die Welt zu gehen – also etwa tagesaktuelle Themen als Aufhänger zu nutzen. Genauso zentral ist es, den Zuschauern durch die Contents aufzuzeigen, warum gerade dieses Thema wichtig für sie ist, oder Fragen aufzuwerfen, von denen sie nicht gedacht haben, dass diese für sie relevant sein könnten. Bereits eine Headline kann einen großen Unterschied machen. Sie sollte die Gedanken des Lesenden in Gang bringen – eine Story transportieren – und Emotionen wecken. Anstatt ein Video zum Thema Elterngeld beispielsweise mit „Elterngeld unterliegt dem Progressionsvorbehalt“ zu betiteln, ist „Elterngeld wirklich beantragen?“ eine deutlich bessere Wahl.
Das sind alles Feinheiten, die man sich erstmal bewusst machen muss. Welche weiteren Learnings hast Du bislang mitnehmen können? Und hast Du so etwas wie ein „Erfolgsrezept“?
Mein Erfolgsrezept lautet Kontinuität, Humor und gute Informationen, die Tipps und Tricks liefern. Vor allem Ersteres ist entscheidend. B2B-Unternehmen, die im Social-Media-Bereich durchstarten wollen, sollten nicht den Fehler machen, nur alle paar Wochen oder Monate neuen Content zu posten. Ich bin jetzt seit rund anderthalb Jahren auf TikTok aktiv, und mein Channel zählt über 600 Videos. Das ist mehr als ein Video pro Tag. Ein weiteres Learning ist, sich nicht nur auf Dauerbrenner-Themen zu fokussieren – also Themen, bei denen man von vornherein weiß, dass sie gut laufen und viele Klicks generieren –, sondern auch mal Themen zu bespielen, auf die das Gegenteil zutrifft. Klingt wie ein Fehler, den man wissentlich begeht? Was ich damit meine, ist, auch mal Themen aufzugreifen, die eine Nische in der eigenen Zielgruppe adressieren. So finden sich auf meinem TikTok-Channel beispielweise ein paar Videos, die sich damit beschäftigen, wie man behindertengerechten Umbau steuerlich absetzen kann oder was Eltern eines Kindes mit Behinderung steuerrechtlich wissen sollten. Hier weiß ich von Anfang an, dass ich nicht viele erreiche – aber dafür die richtigen.
Lieber Fabian, vielen Dank für das inspirierende Gespräch und die spannenden Einblicke aus der Social-Media-Welt!
Fabian Walter ist Steuerexperte, Taxfluencer und Geschäftsführer der Steuerversum GmbH. 2019 hat er den Taxmaster erfolgreich absolviert. Seit 2020 betreibt er unter der Marke @steuerfabi den größten Social-Media-Kanal für Deutsches Steuerrecht. Im Jahr 2021 wurde ihm auf dem Finanzkongress der Black Bull Award in der Kategorie „Steuerexperte des Jahres" verliehen.
Möglichkeit zur Vernetzung:
Fabian Walter auf LinkedIn
Fabian Walter auf TikTok
Fabian Walter auf Instagram
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