- DOMINIK CASTILLO
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Immer mehr Unternehmen setzen im Online-Marketing auf Bewegtbild-Content. Doch gute Videos zu produzieren, ist gar nicht so leicht. Im Gastbeitrag erläutert Thomas Bitzer-Prill, Experte für Videomarketing und -kampagnen, warum Videos Storytelling brauchen und wie B2B-Unternehmen bei der Produktion vorgehen sollten.
6. Oktober 2021
Video-Content hat längst einen festen Platz in unserem Lebensalltag eingenommen. Während früher dem klassischen Fernsehen die Bewegtbild-Hoheit galt, gibt es mittlerweile zahlreiche Online-Plattformen. So schauen wir uns Tutorials auf YouTube an, lassen uns von Produktempfehlungen auf Instagram inspirieren oder verfolgen die Nachhaltigkeitskampagne unseres Lieblingsunternehmens auf LinkedIn.
Allein auf YouTube werden jede Minute Videos mit einer Gesamtspieldauer von 300 Stunden hochgeladen. Und 30 Millionen Menschen weltweit schauen sich auf dieser Plattform Bewegtbild-Content mit einer monatlichen Gesamtspieldauer von 3,25 Milliarden Stunden an. Damit gehört YouTube – nach Google – mittlerweile zur weltweit größten Suchmaschine. Aber auch andere Social-Media-Plattformen, wie Facebook, Instagram, LinkedIn & Co., haben das enorme (Marketing-)Potenzial von Videos erkannt und ihre Nutzungs- und Interaktionsmöglichkeiten entsprechend erweitert. Doch warum geht von Bewegtbild-Content überhaupt so eine große Faszination aus? Und was braucht es, damit B2B-Unternehmen mit Videomarketing erfolgreich sind?
Sicherlich kennen Sie den berühmten Radio-Slogan „Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf.“ Er lässt sich ganz wunderbar auf die Video-Welt übertragen, also im Sinne von „Geht in die Netzhaut. Bleibt im Kopf“. Auch wenn die Formulierung zugebenermaßen etwas ambivalent ist, könnte der Kerngedanke treffender nicht sein. Und hier kommen Videos ins Spiel. Mit Bewegtbild-Content lassen sich Inhalte schneller begreiflich machen. Nutzer wollen keine ausufernden Texte lesen, sondern – angelehnt an ihre Sehgewohnheiten – Informationen leicht verdaulich, Stichwort: snackable Content, serviert bekommen. Dadurch, dass Videos mehrere Sinnesebenen ansprechen, wecken sie unsere Aufmerksamkeit, regen das Gehirn an und werden besser erinnert.
Denken Sie einmal an klassische TV-Werbung. Das Produkt steht im Mittelpunkt. Der ganze Spot kreist darum, wie toll es ist und welche Vorteile es bietet. Es geht rein ums Produkt. Nichts anderes. Ob es so gelingt, eine emotionale Bindung zu Marke, Produkt oder Unternehmen aufzubauen, geschweige denn echte Mehrwerte zu schaffen, ist ganz klar mit ‚Nein‘ zu beantworten. Mit einer derartigen Produktzentrierung locken Sie heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Wollen Sie mit Videomarketing im Internet beziehungsweise auf den Social-Media-Plattformen erfolgreich sein, braucht es gutes Storytelling. Hier geht es nicht um das Produkt – das besetzt lediglich eine Nebenrolle –, sondern um Inhalte, die Emotionen erzeugen und authentische, ehrliche Geschichten erzählen. Kurzum: Nicht der Verkauf steht im Vordergrund, sondern der Aufbau von Beziehungen zu bestehenden und potenziellen Kunden.
Jede Story braucht einen Helden, der einen Konflikt durchlebt. Diesen gilt es, zunächst im Video darzustellen beziehungsweise dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, ihn und seine Problemstellung kennenzulernen. Innerhalb der Storyline spielt das Produkt eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es darum, wie der Held seinen Konflikt überwindet und zu einer Lösung kommt. Wollen B2B-Unternehmen Storys entwickeln, ist es ratsam, out-of-the-box zu denken. Ein Beispiel: Wenn ich ein Reifenhersteller bin, sollte ich mein Produkt nicht als ein bloßes Stück Gummi begreifen, sondern versuchen, etwa über seine Funktionalität und Haptik Analogien zu bilden oder übergeordnete Themen zu finden. Einen möglichen Ansatzpunkt bildet das Wort „Profil“. Genau wie Reifen haben Menschen auch unterschiedliche Profile, die sich beispielweise als Mitarbeitergeschichten erzählen lassen. Daraus lässt sich wiederum eine ganze Videokampagne ableiten, die mit mehreren Geschichten um das gleiche Thema rankt. Videomarketing bedeutet immer, etwas von sich preiszugeben. Genau das braucht es, um Menschen für sich zu gewinnen.
Immer wieder lässt sich beobachten, dass Unternehmen vor der ersten Videoproduktion sehr enthusiastisch sind, aber dann ins Straucheln geraten, wenn es um die technische Ausrüstung geht. Hier gilt: Alles kann, nichts muss. Um in das Videomarketing einzusteigen, braucht es kein Highend-Equipment. Für den Anfang ist die Kamera eines modernen Smartphones völlig ausreichend. Lediglich das integrierte Mikrofon sollte man nicht verwenden, sondern ein externes. Denn guter Ton ist bei Videos neben der Bildqualität das A und O.
Nicht nur bei der Ausrüstung müssen Unternehmen nicht direkt mit Highend-Equipment aufwarten. Das gleiche gilt auch für die Videoproduktion an sich. Anstatt alles sofort und gleich machen zu wollen, empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen. Die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung inklusive Praxistipps zeigt Ihnen, wie:
Schritt 1: Die Frage nach dem ‚Warum‘ beantworten
Noch bevor Sie sich Gedanken über ihr erstes Video machen, stellen Sie sich die Frage, warum Sie überhaupt das tun, was sie tun. Aber antworten Sie hier bitte nicht damit, „um Geld zu verdienen“. Ihre Antwort muss tiefer gehen. Denn sie legt den Grundstein für Ihre erste Geschichte. Schreiben Sie sich in groben Zügen auf, was Sie motiviert, antreibt und bewegt.
Schritt 2: Eine Geschichte entwickeln
Aus dem ‚Warum‘ können Sie dann einen ersten groben Entwurf Ihrer Geschichte ableiten. Behalten Sie das Prinzip des Storytellings stets im Hinterkopf: Wer ist der Held? Welchen Konflikt hat er? Und wie löst er ihn? Versuchen Sie, Bilder rund um Ihre Storyline entstehen zu lassen, etwa indem Sie sprachliche Analogien bilden oder übergeordnete Themen finden.
Schritt 3: Die Anforderungen der jeweiligen Plattform berücksichtigen
Ihre Story steht und Sie sind mit dem technischen Equipment vertraut. Aber wie war das gleich nochmal mit den Videoformaten für die unterschiedlichen Plattformen? Während YouTube etwa das Querformat präferiert, bevorzugt Facebook das Hochformat. Diese Anforderungen sind bei Ihrer Planung zu berücksichtigen.
Schritt 4: Das Video aufnehmen
Drehen Sie die komplette Story zunächst in einer Einstellung ab, um ein Gefühl für die Videolänge und eventuelle Anpassungen zu bekommen. Machen Sie sich Notizen, an welcher Stelle des Videos sich eine andere Kameraeinstellung, etwa eine Nah- oder Detailaufnahme, lohnt und verfeinern Sie Ihr Video peu à peu. Aber seien Sie nicht zu perfektionistisch. Menschen mögen authentische Videos. Das heißt, es darf auch mal ein kleiner Ruckler oder Versprecher vorkommen.
Schritt 5: Start- und Schlussbild integrieren
Sind Sie zufrieden mit Ihrer Aufnahme, gilt es im nächsten Schritt, Videoanfang und -ende einzukürzen sowie ein Start- und Schlussbild zu integrieren. Insbesondere das Startbild, das als Thumbnail bei YouTube, Facebook und auf anderen Plattformen bei der Videoübersicht beziehungsweise -vorschau angezeigt wird, sollte aufmerksamkeitsstark sein. Hier ist es ratsam, mit auffälliger Schrift sowie Farben und Formen zu arbeiten.
Schritt 6: Das Video auffindbar machen
Geben Sie Ihrem Video einen eindeutigen Titel. Verzichten Sie dabei auf kreatives Storytelling und integrieren Sie stattdessen Keywords, zu denen Ihr Bewegtbild-Content gefunden werden soll. Das gilt auch für den Dateinamen und die Videobeschreibung. Neben relevanten Keywords ist es außerdem empfehlenswert, in der Beschreibung weitere Videos zu verlinken und Kontaktdaten anzugeben.
Schritt 7: Den Untertitel hinzufügen
Videos müssen heute auch ohne Ton funktionieren, etwa um barrierefrei zu sein. Viele Videoplattformen bieten daher eine automatische Untertitelung an. Diesen Service können Sie gerne in Anspruch nehmen. Allerdings sollten Sie die Untertitelung überprüfen und gegebenenfalls nachbearbeiten.
Schritt 8: Das Video hochladen (und die Videoproduktion weiter perfektionieren)
Gratulation! Sie haben Ihr erstes Video produziert. Jetzt müssen Sie es nur auf die jeweilige Plattform hochladen, um es mit der Welt zu teilen. Falls Sie nun Feuer gefangen haben und Ihre Videos auf das nächste Level heben wollen, sollten Sie über ein Videoschnittprogramm nachdenken. Damit perfektionieren Sie nicht nur die Bild- und Tonbearbeitung Ihrer Videos, sondern erhalten teilweise auch Tutorials an die Hand. Und das Beste daran: Das eine oder andere Tool gibt es sogar kostenlos.
Weitere Praxistipps, Impulse und Insights in die Welt des Videomarketings erhalten Sie im Fachbuch „Kamera läuft! Videomarketing und Videokampagnen erfolgreich starten“ von Thomas Bitzer-Prill.
Thomas Bitzer-Prill hat 15 Jahre als Erzieher in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen gearbeitet. Während dieser Zeit absolvierte er das Studium „Audiovisuelle Medien“ und gründete nach seinem Diplom-Abschluss die Stuttgarter Medienagentur und Videoproduktionsfirma „dig it! media“. Als passionierter Videoexperte berät er Unternehmen im Bereich Videomarketing und gibt Seminare. Zudem entwickelt und produziert er neben Videokampagnen auch Livestream-Konzepte und Augmented-Reality-Formate.
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