#fürEINANDER mit Stephen Macfarlane: Online-Trainings sind gefragter denn je

Stephen Macfarlane ist Geschäftsführer der KERN AG Training. Da momentan keine Präsenz-Veranstaltungen stattfinden können, konzentriert sich das Geschäft auf Online-Trainings. Warum das grundsätzlich gut ist, Vor-Ort-Seminare aber nicht fehlen dürfen, erläutert er im #fürEINANDER-Interview.


#fürEINANDER mit Stephen Macfarlane: Online-Trainings sind gefragter denn je
© Stephen Macfarlane

Lieber Herr Macfarlane, mit der #fürEINANDER-Initiative möchten wir verschiedene Ansätze zur Bewältigung der momentanen Krise vorstellen. Wie wirkt sich die Situation auf Ihr Business aus? Mit welchen Herausforderungen hat Ihr Unternehmen zu kämpfen? Und wie reagieren Sie darauf?

Als Anbieter von Online- und Präsenz-Trainings trifft uns die Krise natürlich auch. Die Kontaktsperre und die damit verbundene Tatsache, dass wir bis auf Weiteres keine Vor-Ort-Schulungen mehr durchführen können, ist schon eine Einschränkung. Wir fokussieren uns daher aktuell komplett auf digitale Fort- und Weiterbildungen. Aber auch vor der Krise war die Nachfrage nach digitalen Lernangeboten bereits gewachsen, weshalb E-Learning vorher schon einen immer größeren Stellenwert einnahm. Wir waren also vorbereitet und müssen uns nun nicht auf einen komplett neuen Geschäftsbereich einstellen. Allerdings haben wir mit einem deutlich größeren Online-Trainingsangebot auf die aktuelle Situation reagiert – weshalb einige Anpassungen nötig waren. Einige Trainer, die bisher eher Inhouse-Schulungen vorgenommen haben und auf Präsenz-Training spezialisiert waren, haben wir nachgeschult, damit sie die digitalen Workshops professionell durchführen können. Parallel sind wir aktiv auf unsere Corporate-Kunden zugegangen und haben ihnen Online-Schulungen als Ersatz für abgesagte Vor-Ort-Trainings angeboten. 

Die größte Herausforderung besteht im Umgang mit der momentanen Unsicherheit und der Zurückhaltung unserer Kunden. Wir beobachten, dass sie ihre Aktivitäten auf das Notwendigste herunterfahren. Eine generelle Unsicherheit besteht natürlich über alle Branchen hinweg – wir sind alle in irgendeiner Weise von der Krise betroffen. Ob bereits gebuchte Trainings im Sommer oder Herbst als Vor-Ort-Trainings stattfinden können – wir wissen es nicht. Wir stellen uns darauf ein, dass unsere Leistungen im Bereich Online-Training auch mittelfristig im Vordergrund stehen werden. Wir sind im ständigen Dialog mit unseren Ansprechpartnern, was auch nicht ganz einfach ist. Da viele im Homeoffice arbeiten oder in Kurzarbeit sind, dauern Abstimmungen zurzeit länger als üblich. Dementsprechend hatten wir in den ersten Wochen der Krise sehr viel zu tun. Mittlerweile hat sich eine gewisse neue Normalität eingestellt. Wir kommen mit der Situation gut zurecht. Auch die Teilnehmer der Online-Workshops sind zufrieden damit. Etliche erkennen und genießen sogar die Vorteile unseres erweiterten digitalen Angebots, allen voran die große räumliche Flexibilität. Die räumlichen Kapazitäten sind quasi grenzenlos. Damit sind wir nicht so streng limitiert, was die Teilnahmerzahlen für einen bestimmten Kurs angeht. 

Generell sind die entsprechenden Online-Lerntechnologien mittlerweile sehr ausgereift. Es gibt virtuelle Whiteboards, welche die Trainer „beschreiben“ können, sie können Dokumente mit den Teilnehmern teilen, Videos zeigen, Hörproben einspielen und vieles mehr. Dahingehend sind Online-Trainings neben den bewährten Vor-Ort-Schulungen eine tolle Option. Dennoch beobachten wir, dass viele Kunden bereits wieder Vor-Ort-Trainings anfragen – jetzt, wo erste Lockerungen stattfinden. 

Es hat den Anschein, als hätten Sie durch die Krise ein neues Geschäftsfeld erobert. Das ist toll! Viele Unternehmen können ihrem Tagesgeschäft momentan nicht nachgehen und haben daher jetzt Zeit, ihre Mitarbeiter weiterzubilden. Welche Online-Lernangebote sind generell sinnvoll? Und worauf sollten Unternehmen dabei achten?

Wir bemerken, dass es nun deutlich mehr spezifische Anfragen für virtuelle Lernangebote gibt. Früher haben unsere Kunden verstärkt Inhouse-Trainings angefragt, da das Training der Mitarbeiter flexibel in den Berufsalltag integrierbar ist. Dennoch war auch davor die Nachfrage nach Online-Trainings vorhanden, allerdings in einem kleineren Rahmen. Heute wollen unsere Kunden ganz genau wissen, welche (technologische) Ausstattung sie brauchen, um ihren Mitarbeitern die Teilnahme an solchen Kursen ermöglichen zu können. Das Thema ist in den Unternehmen generell sehr viel präsenter als früher. Allerdings ist immer zu bedenken, um welche Art von Training es sich handelt. Reine Online-Vorträge im Rahmen von Webinaren, bei der ein Trainer lediglich frontal referiert, bieten wir so nicht an. Wir bevorzugen Formate, die die Teilnehmer einbeziehen, wie etwa interaktive Workshops. Dabei sind die Teilnehmer aufgefordert, verschiedene Übungen zu machen und sich aktiv einzubringen. Da meistens die Webcams eingeschaltet sind und sich die Teilnehmer sprachlich beteiligen, können unsere Trainer gut nachvollziehen, wer mitmacht. Oftmals gibt es auch ganz klassische Hausaufgaben – auf Basis von elektronischen Materialien oder im Rahmen unserer Lernplattform KERN Lingo™ – oder spezielle Arbeitsaufträge, um die sich die Teilnehmer zwischen zwei Online-Terminen kümmern müssen. Das bringt unserer Erfahrung nach den größten Erfolg. Generell bieten Online-Lösungen auch die Möglichkeit, kurze Lerneinheiten in den Alltag zu integrieren, wie etwa durch unsere Online-Selbstlernplattform. Diese eignet sich vor allem für all diejenigen, die selbstständig und zu jeder Tages- oder Nachtzeit flexibel lernen möchten, unabhängig von Terminen.

Wie so oft, ist das „Wie“ entscheidend. Wie ist Ihre Einschätzung: Werden Unternehmen zukünftig digitale Lernangebote und virtuelle Klassenzimmer gegenüber Präsenzveranstaltungen womöglich sogar bevorzugen?

Das zu beurteilen, dafür ist es noch zu früh. Und so weit würde ich – ehrlich gesagt – auch nicht gehen. Ich erwarte, dass sich die beiden Ausprägungen zukünftig die Waage halten werden. Während es manche Trainer und Teilnehmer kaum erwarten können, endlich wieder Präsenz-Trainings durchzuführen, werden andere die momentanen Online-Schulungen beibehalten – einfach, weil sie so gut funktionieren. Beide Schulungsformen haben ihre Daseinsberechtigung. Während sich Themen wie Zeit- und Organisationsmanagement, Arbeiten in virtuellen Teams, Stressbewältigung, der Erwerb einer Fremdsprache oder auch interkulturelle Trainings gut rein digital durchführen lassen, gibt es andere Themen, bei denen wir auf Präsenz-Termine nicht verzichten wollen. Kommunikations-Trainings zum Beispiel. Wenn es um Schulungsinhalte wie Mitarbeiterführung und Führungskompetenz geht, müssen sich Trainer und Teilnehmer in die Augen schauen können. Hier sind Mimik und Gestik entscheidend. Um aber zu lernen, wie verteilte internationale Teams zu leiten sind, ist ein Online-Training wiederum sinnvoll, weil ja auch das praktische Alltags-Doing virtuell erfolgt. Die Frage ist also nicht „Entweder vor Ort oder virtuell“, sondern, welche Variante für ein bestimmtes Trainingsziel sinnvoll ist. Je nach Bedarf bietet sich auch eine Kombination der beiden Trainingsformen im Rahmen einer Blended-Learning-Lösung an.

Lieber Herr Macfarlane, vielen Dank für die Einblicke in Ihr Business und Ihre spannende Zukunftsprognose!

Stephen Macfarlane ist seit über sechs Jahren in leitender Funktion bei der KERN AG Training tätig. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Weiterbildung für Erwachsene in den Bereichen Kommunikation, Interkulturelles Training sowie Sprachentraining und hat bereits mit vielen Unternehmen an Trainingsmaßnahmen und -konzepten gearbeitet. Zusätzlich hat er in Zusammenarbeit mit Universitäten interkulturelle Trainingsprogramme entwickelt und Konzepte für Expats und Unternehmen erarbeitet. Als Experte auf diesem Gebiet tritt er regelmäßig auf Messen und Fachkongressen auf.

Die KERN AG Training ist langjähriger Kunde von Haufe Media Sales. Gemeinsam werden seit vielen Jahren umfangreiche Marketingkampagnen in Kooperation mit dem Personalmagazin und der wirtschaft + weiterbildung umgesetzt.

Möglichkeit zur Vernetzung:
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Annette Förster
Annette Förster
Ihre Ansprechpartnerin bei Haufe Media Sales

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