- DOMINIK CASTILLO
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Nach drei Wochen Ausnahmezustand spielt sich alles so langsam ein, findet Oliver Griep, Mitgründer der Designagentur zmyk in Hamburg. Im #fürEINANDER-Interview spricht er über die enorme Anpassungsfähigkeit von Menschen und Unternehmen. Damit ruft er alle zu mehr Gelassenheit und Authentizität auf.
17. April 2020
Mit der Initiative #fürEINANDER sollen Kunden und Partner von den Erfahrungen anderer lernen, um gemeinsam die Krise zu meistern. Lieber Oliver, wie verfolgst Du die aktuellen Entwicklungen? Welche Auswirkungen spürst Du in Deinem Arbeitsalltag?
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass sich unser Arbeitsalltag gar nicht so sehr verändert hat. Unsere kleine Plattformagentur besteht aus zwei festen Mitarbeitern und vielen Experten, mit denen wir uns für einzelne Projekte zusammenschließen. Die meisten von ihnen arbeiten flexibel von den unterschiedlichsten Orten aus. Sie sind wie mein Partner und ich daher auch Homeoffice-erprobt. Auch bei unseren Kunden hat sich in den letzten drei Wochen alles allmählich eingespielt. Zu Anfang war für viele Unternehmen eine Art Findungsphase nötig, in der man sich anders sortieren und neue Wege der Abstimmung finden musste. Aber mittlerweile ist das schon alles sehr routiniert und professionell. Es ist erstaunlich, wie anpassungsfähig der Mensch doch ist und wie schnell er sich mit neuen Anforderungen arrangieren kann. Die Hamburger Energieversorger haben jetzt beispielsweise berichtet, dass sich die Drosselung in der Industrie und anderen Gewerben ganz gut mit dem erhöhten Energieverbrauch durch die Privathaushalte und Homeoffices ausgleicht. Zudem lässt sich eine Verschiebung der Verbrauchskurven feststellen, weil sich der Tagesrhythmus um ein bis zwei Stunden weiter nach hinten verschiebt. Es ist also alles eine Frage der Perspektive und der Anpassung.
Sich unveränderlichen Gegebenheiten anzupassen, klingt absolut logisch. Welche Learnings hast Du darüber hinaus aus der momentanen Ausnahmesituation bereits mitnehmen können?
Für den privaten und beruflichen Alltag ist Anpassung und Flexibilität in der aktuellen Lage zwar wichtig, aber Strukturen helfen auch, sich im neuen Alltag zurechtzufinden. Ein Partner erzählte mir neulich, dass er sich auch im Homeoffice immer ein Arbeitshemd anzieht. Nicht nur, weil er im Webmeeting gepflegt aussehen möchte, sondern weil es auch ein Stück Stabilität und Normalität schafft. Außerdem hat sich gezeigt, wie vielfältig und komplex die Möglichkeiten der Vernetzung sind. Als Plugin-Agentur sind wir schon seit Jahren darauf spezialisiert, uns flexibel an die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, anzudocken. Damit meinen wir nicht nur die enge Abstimmung in inhaltlichen Fragen, sondern auch die technologische Verbindung. Hier nutzen wir in der Regel die Tools der Kunden: Entweder erhalten wir direkte Gastzugänge zu den IT-Strukturen einer Firma, nutzen webbasierte Lösungen für das Informations-Sharing oder sogar Old-school-Varianten wie FTP-Server für den Datenaustausch. Hier ist es sicherlich für jedes Unternehmen von Vorteil, wenn es bereits Lösungen hat, um externe Partner oder jetzt eben auch interne Mitarbeiter von extern an die IT der eigenen Organisation anzuknüpfen. Für alle anderen bietet sich hier und jetzt die Chance, sich digital weiterzuentwickeln und vielleicht sogar die Vorteile von Homeoffice und flexibler IT-Strukturen kennenzulernen.
Wie bewertest Du als Art Direktor und Spezialist für grafische Gestaltung die allgemeine Kommunikation rund um Corona und welche Tipps kannst Du Unternehmen diesbezüglich geben?
Was mir besonders auffällt: Die Kommunikation der Unternehmen ist im Hinblick auf die aktuelle Situation sehr bodenständig und nicht reißerisch. Das finde ich gut und wichtig. Jetzt kommt es mehr denn je darauf an, das Vertrauen seiner Kunden zu verdienen. Das schafft man nicht, indem man sich zu irgendwelchen Prognosen oder gar vorschnellen Entscheidungen hinreißen lässt. Die Beziehung zum Kunden gilt es, gerade jetzt zu festigen und hier spielt eine authentische und besonnene Kommunikation eine ganz wichtige Rolle. Hier spiegeln sich die Werte eines Unternehmens, seine Persönlichkeit und die des Teams wider. Das muss auch bei gestalterischen Elementen und in der Bildsprache deutlich werden. Unsere Agentur empfiehlt Unternehmen ohnehin, sich generell authentisch und natürlich in ihrer Kommunikation zu zeigen – und das gilt auch oder besonders in Krisenzeiten. Ich persönlich würde mir wünschen, dass sich genau dieser Ansatz jetzt bewährt und Authentizität ein fester Bestandteil jedweder Unternehmenskommunikation bleibt. Abschließend kann ich allen Unternehmern nur ans Herz legen, sie selbst und gelassen zu bleiben. Es wird weitergehen – irgendwie. Und man wird sich noch wundern, wie anpassungsfähig wir alle sind.
Vielen Dank, Oliver, für das ermutigende Gespräch!
Oliver Griep ist Mitinhaber bei zmyk, ein 2013 gegründetes Büro für Grafik- und Editorialdesign in Hamburg (www.zmyk.de). Griep zog es bereits nach seinem Studium an der FH Münster als Designer in die Hansestadt. Als Magazinmacher erhielt er verschiedene Preise, darunter den ADC sowie den Cannes Lion und den Lead Award. Nach 1,5 Jahrzehnten als Art-Direktor lautet sein Resümee: Content ist King – und findet überall den richtigen Platz, ob analog oder digital. Was zählt, sind eine sorgfältige Analyse und eine schlüssige Konzeption – für erfolgreiche, inhaltsgetriebene Designs. Grieps Agentur zmyk unterstützte Haufe beim Relaunch ihres Personalmagazins 2018 und wirkte jüngst bei der Gestaltung der aktuellen Ausgabe des Magazins mit, in der es schwerpunktmäßig um das Thema „Corona“ geht.
Möglichkeit zur Vernetzung
Oliver Griep auf XING