- DOMINIK CASTILLO
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Nachhaltig zu produzieren, ist nicht allein der Industrie vorbehalten. Als Medienunternehmen zeigt die Haufe Group, dass es möglich ist, Zeitschriften und Magazine nachhaltig herzustellen. Im Interview erklären Jutta Haas und Volker Eith aus dem Production-Engineering-Team, wie eine ressourcenschonende Magazinproduktion gelingt.
6. November 2024
Liebe Jutta, lieber Volker, als Haufe Group arbeiten wir mit Nachdruck daran, die Produktion nachhaltiger auszurichten. Könnt Ihr uns mehr dazu erzählen?
Volker Eith: Mit dem Thema an sich beschäftigen wir uns schon eine ganze Weile. Der Markt ist seit Längerem in Bewegung. Viele Impulse in Richtung Nachhaltigkeit kamen und kommen aus der Produktions- und Einkaufsabteilung. Bis in die 2020er-Jahre orientierte sich der Einkauf im Bereich der Medienprodukte im Wesentlichen an drei Einflussgrößen: Kosten, Qualität und Terminverbindlichkeit. Das hat sich geändert.
Was hat sich seitdem generell und auch bei Haufe verändert?
Jutta Haas: Was inzwischen zählt, ist, die Produktion und die Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Dafür gibt es viele gute Gründe: Betriebsmittel sind zunehmend knapper, die Energiepreise explodieren und Themen wie der Klimawandel liegen im Fokus. Dies hat zu einem gesamtgesellschaftlichen Umdenken geführt, das auch in Unternehmen Einzug hält. Stichwort: nachhaltige Unternehmenskultur. Eine erste Maßnahme im Bereich der Medienproduktion war die Umstellung auf Materialien aus nachhaltiger Wald- und Forstwirtschaft. Weil die Politik immer mehr regulatorische Vorgaben macht und Interessenverbände nachhaltige Praktiken fördern, kommt hier aktuell Bewegung in den Einkauf. Dies wirkt sich dann natürlich auf die produzierten Printmedien aus.
Eith: Wir bei der Haufe Group haben ein umfassendes Konzept zur nachhaltigen Produktion von Magazinen und Zeitschriften entwickelt. Wir werden die Erzeugung all unserer Medienprodukte schrittweise umstellen. Dabei geht es um weit mehr als die bloße Verwendung von Recyclingpapier.
Sondern? Worum geht es?
Eith: Wer das Ziel hat, Medienprodukte nachhaltig herzustellen, muss die gesamte Produktionskette verändern – von der Konzeption über das Produktmanagement bis hin zur Produktion. Mittelfristig verfolgen wir als Haufe Group das Ziel, innerhalb von drei Jahren die branchenweite Marktführerschaft bei der nachhaltigen Magazin- und Zeitschriftenproduktion zu übernehmen. Dazu arbeiten wir in einer Ist-Analyse den aktuellen Status der Handlungsfelder Konzeption, Produktmanagement und Produktion heraus. Diese Analyse bildet die Grundlage unseres konzernweiten Konzepts.
Haas: Genau. Hierfür haben wir uns vor rund zwei Jahren konzeptionell neu aufgestellt.
Was hat sich bereits verändert?
Haas: Wir achten schon bei der Konzeption eines Medienprodukts darauf, dass sich keine umweltbelastenden Sondereffekte ergeben. Dies könnte der Einsatz von UV-Farben oder die Verwendung umweltschädlicher Sonderveredelungen sein. Daneben ist es wichtig, die technische Spezifikation des Produkts, also das Format und die Farbigkeit oder auch die Bedruckstoffe, so zu definieren, dass eine nachhaltige Fertigung in bedarfsgerechter Menge mit möglichst wenig Abfall realisierbar ist. Der dritte Aspekt betrifft die Versandlogistik. Schließlich sollen unsere Printmedien ihre Adressaten so „klimaschonend“ wie möglich erreichen.
Welche Rolle spielt das Produktmanagement?
Haas: Um das erarbeitete Konzept praktisch umzusetzen, arbeiten bei der Haufe Group die Fachbereiche Produktmanagement, Herstellung, Grafik sowie Marketing und Vertrieb eng zusammen. Das Produktmanagement gibt dabei die Richtung vor, weil hier die Verantwortung für Inhalt, Gestaltung und Vertrieb – also für das spätere Gesamtergebnis – verortet ist. Ein nachhaltigkeitsaffines Produktmanagement ist unbedingt förderlich, weil Mehrkosten, die durch ein nachhaltiges Produktkonzept entstehen können, im Gesamtkontext zu berücksichtigen sind.
Wie sieht es mit der Produktion aus?
Eith: Hier sind natürlich viele tiefgreifende Veränderungen notwendig. Es genügt nicht, in der Medienproduktion effizientere Technologien und „günstigere“ Energie zu nutzen. Um die Anforderungen an eine ökologisch nachhaltige Produktion zu erfüllen, muss es Änderungen an vielen Stellen geben – von den verwendeten Hilfs- und Betriebsstoffen über die Dokumentation der realisierten Nachhaltigkeitsmaßnahmen bis hin zur gesamten Produktions- und Logistikinfrastruktur.
Könnt Ihr praktische Beispiele nennen?
Eith: Im Produktionsprozess verzichten wir zum Beispiel auf den Einsatz mineralölhaltiger Farben. Wichtig ist auch, einen nachhaltigen Produktionsbetrieb auszuwählen. Dieser sollte ein umweltfreundliches Produktionsmanagement anbieten. Im Kontext der Magazin- und Zeitschriftenproduktion kann das etwa bedeuten, innerbetrieblich zu recyceln, Wärmerückgewinnung und Photovoltaikanlagen zu nutzen oder auch Ökostrom und -gas einzukaufen. Als Nachweis können Zertifizierungen wie DIN ISO14001 oder DIN ISO9001, das EU Eco-Label oder – bei Druckereibetrieben – das Zertifikat „Blauer Engel DE ZU-195“ dienen.
Was genau hat sich in der Produktion getan?
Haas: Wir haben in einem ersten Schritt all unsere Magazin- und Zeitschriftenproduktionen auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft mit PEFC- oder FSC-Siegel umgestellt. Als zweite Maßnahme unterstützen wir ausgewählte Umweltprojekte, indem wir den durch die Produktion verursachten CO2-Verbrauch kompensieren. Mittelfristig werden wir nur noch mit Kompensationspartnern zusammenarbeiten, die den „Gold-Standard“ erfüllen. Auf Materialien und Rohstoffe komplett zu verzichten, ist natürlich nicht möglich. Doch was den Materialverbrauch betrifft, streben wir eine bedarfsgerechte Produktions- und Mengenplanung an. Ziel ist, keine produzierten Restmengen vernichten zu müssen. Außerdem wollen wir mittelfristig sämtliche Magazine und Zeitschriften zunächst auf Recycling-Papier umstellen und später gegebenenfalls auf „Blauer Engel“-zertifiziertem Papier bei einer DE ZU-195-zertifizierten Druckerei produzieren.
Was ist im Lieferantenmanagement in Bezug auf Nachhaltigkeit zu beachten?
Eith: Beim Lieferantenmanagement ist Transparenz sehr wichtig. Wir planen einen Index, der es uns erlaubt, das Nachhaltigkeitsprofil der einzelnen Partner zu messen. Nur so können wir sicherstellen, dass lediglich jene Partner einen Auftrag von uns erhalten, die unsere Standards erfüllen. Hierfür bearbeiten potenzielle Lieferanten einen Fragebogen, der Rückschlüsse auf ihr Leistungsprofil zulässt. Zu den abgefragten Kriterien gehören unter anderem soziales Engagement, realisierte Nachhaltigkeitszertifizierungen, der Einsatz umweltfreundlicher Materialien sowie die Nachhaltigkeit der Produktionsinfrastruktur und des Logistikkonzepts.
Welche Rolle spielen Zertifizierungen und Siegel beim Versand?
Haas: Weil sehr viele Zertifizierungen und Siegel im Umlauf sind, analysieren und priorisieren wir sie zunächst. Momentan versenden wir unsere Magazine und Zeitschriften „klimafreundlich“ mit einer „GoGreen“-Zertifizierung über die Deutsche Post AG. Die Verwendung von Folien stellt uns dabei immer wieder vor Herausforderungen: Versendet man beispielsweise zwei aufeinanderliegende Magazinobjekte, etwa ein Trägerobjekt und eine Beilage, sind sie üblicherweise in Folie verpackt. Wir achten darauf, dass die Produktionsbetriebe umweltverträgliche und möglichst recycelte Folien verwenden. Zudem ist es wichtig, die Kunden einerseits darüber zu informieren, weshalb es in diesen Fällen (noch) nicht möglich ist, auf die Folie zu verzichten. Andererseits klären wir auch darüber auf, dass wir auf umweltverträgliche Varianten bestehen, sofern eine Versandfolierung erforderlich ist.
Eith: Sichtbar wird all dies am Beispiel der „zfo“. Die Printausgabe erscheint seit Juni 2024 auf 100 Prozent Blauer-Engel-zertifiziertem FSC-Recyclingpapier. Beim Einzelversand der Zeitschrift gibt es keine Folie mehr.
Ihr habt viele einzelne Maßnahmen beschrieben. Wie wird das komplette Konzept der nachhaltigen Magazinproduktion umgesetzt?
Eith: Nachdem das Produktmanagement das Konzept abgesegnet hat, haben wir gemeinsam ein „Leuchtturmobjekt“ ausgewählt und werden dieses hinsichtlich Chancen- und Risikofaktoren ergebnisoffen analysieren. Sollten wir zum Ergebnis kommen, dass eine Umsetzung möglich ist, werden wir unter anderem Aufgaben- und Verantwortungsbereiche definieren und das Projekt in zeitlich festgeschriebene Prozessschritte aufteilen. Die Umsetzung werden wir mit einem zentralen Projektmanagement-Tool überwachen. Dabei weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass all dies ein iterativer Prozess ist. Wir überprüfen mindestens einmal jährlich, ob das Konzept neue Anforderungen und Entwicklungen noch abdeckt.
Wie geht es dann weiter?
Eith: Ist das Leuchtturmobjekt erfolgreich transformiert, werden wir analysieren, ob es sinnvoll ist, das Projekt in der gesamten Objektgruppe umzusetzen. Dabei bewerten wir nicht nur die realisierten Maßnahmen, sondern ermitteln auch, wie ein allgemeingültiges Konzept für die nachhaltige Magazinproduktion aussehen könnte. Sollten diese Überprüfungen und Bewertungen positiv ausfallen, werden wir empfehlen, den Konzept-Rollout produktindividuell anzugehen. Hierbei hat Qualität stets Vorrang vor Zeit.
Wir danken Euch herzlich für das Gespräch und die interessanten Einblicke.
Volker Eith ist Teamleiter des Fachbereichs „Production Engineering“. Er verantwortet die Produktions- und Logistikumsetzung der physischen Produktproduktion der Haufe Group.
Als Production Engineer ist Jutta Haas innerhalb des Teams verantwortlich für den Themenschwerpunkt Fachmagazine und Zeitschriften.
Wir publizieren nachhaltig!
Mehr dazu unter: https://shop.haufe.de/nachhaltige-zeitschriften
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